Leseprobe: "Der direkte Weg zu Gott"
„Sich behandeln lassen“ oder „selbst handeln“?
Alles, was ich in meiner Heilerausbildung gelernt hatte, war plötzlich überholt. Viel zu langsam, zu umständlich und zu begrenzt in der Wirkung. Um Menschen zu helfen, brauchte es nur noch die Liebe Gottes. Ich bat Gott darum, ihnen zu helfen und er tat es. Einfach genial!
Aber warum musste ich eigentlich Gott für einen anderen bitten. Wenn der Klient eh schon so weit war, dass er einen Geistheiler aufsuchte, dann konnte er doch Gott gleich selbst um Hilfe bitten. Skeptisch schauten die Klienten ja sowieso schon. Darauf kam es nun auch nicht mehr an.
Und genau das probierte ich bei meinem nächsten Klienten aus, der wegen einer Aufrichtung in meine Praxis gekommen war. Ich erklärte ihm die Zusammenhänge, warum die Menschen krumm und schief seien – so, wie ich es in meiner Ausbildung gelernt hatte. Zum Erstaunen des Klienten sagte ich ihm anschließend, dass ich diese Aufrichtungen ab genau diesem Zeitpunkt nicht mehr durchführen werde. Vielmehr forderte ich ihn auf, sich selbst an Gott zu wenden, da dieses Vorgehen in seiner Wirkung weit über die bisherige Aufrichtungsmethode hinausginge. Die erhofften körperlichen Veränderungen, weshalb der Klient in meine Praxis gekommen war, könnte man als willkommenen Nebeneffekt betrachten. Sie stünden aber nicht mehr im Vordergrund.
Ich erklärte dem Klienten, wie er sich mit seiner Bitte direkt an Gott wenden kann. Etwas mulmig war mir schon dabei. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie ich reagieren würde, falls die von mir vollmundig angepriesene Vorgehensweise doch nicht funktionieren würde. Zur Not könnte ich die Aufrichtung ja selbst noch durchführen – heimlich, ohne dass der Klient etwas davon mitbekommen würde. Das waren aber unnötige Sorgen und Gedanken.
Kaum hatte der Klient damit begonnen, seine Bitte laut auszusprechen, war auch schon alles geschehen. Seine Beschwerden waren weg, die Schultern auf einer Höhe, die Wirbelsäule und das Becken gerade und die Beine wieder gleich lang. Der Klient hatte seine „Behandlung“ selbst durchgeführt. Und das ohne Ausbildung und ohne Einweihungen. Nach dieser erfolgreichen Premiere behielt ich diese Vorgehensweise für alle nachfolgenden Klienten bei.
Den Klienten wurde bewusst, dass die erfolgten Heilungen nicht aufgrund irgendwelcher Behandlung durch andere passierten, sondern weil sie sich selbst direkt an Gott wandten. Sie lernten dabei, dass nur sie selbst für Ihre eigene Gesundheit verantwortlich sind und auch niemand da ist, den sie zur Verantwortung ziehen könnten.
Als ich die erlernten Aufrichtungen bei meinen Klienten noch persönlich durchführte, hörten sich die Reaktionen so an:
„Das kann ich gar nicht glauben. Unbegreiflich. Unvorstellbar. Wie machst du das?“
Und natürlich freuten sie sich. Aber es war auch Skepsis vorhanden und die Frage „Wie lange hält das jetzt?“ wurde sehr oft gestellt.
Ab dem Zeitpunkt aber, ab dem sich die Menschen direkt an Gott wandten, wurde es diesbezüglich ganz still. Die Skepsis war verflogen, und es wurden auch keine Fragen mehr nach der Haltbarkeit gestellt. Auch Worte wie „unglaublich“ oder „unvorstellbar“ fielen nicht mehr. Irgendwie spürten und wussten die Menschen, was da geschehen war. Viele Fragen, die vorher noch gestellt wurden, erübrigten sich. Und auch die aufwendigen Urkunden mit den Vorher-/Nachher-Fotos wurden überflüssig, weil keine Beweise mehr nötig waren.
Die Erfolge waren einfach da und die Anwendung kinderleicht. Aber weil sich die Klienten nun selbst an Gott wandten, stellte sich mir die Frage nach meinem Anteil und Zutun bei diesen Ereignissen.
So stellte ich es den Klienten frei, ob und wie viel sie für ihren Besuch in meiner Praxis bezahlen wollten.